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Sep 11, 2023

Mach den Reißverschluss zu: Der Reißverschluss ist 130

Obwohl es sich um ein einfaches Alltagsgerät handelt, trug der Reißverschluss zum ikonischen Stil der Hollywood-Rebellen Marlon Brando und James Dean bei, flog zum Mond und führte zur Zensur eines Albums der Rolling Stones.

Möglicherweise hat es durch die COVID-Pandemie an Popularität verloren, da Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, häufig Hosen mit elastischem Bund bevorzugen. Doch wann immer wir das Haus verlassen müssen, taucht er überall auf unseren Mänteln, Hosen und Taschen wieder auf: der Reißverschluss.

Der Work-from-Home-Stil ist nicht die erste Herausforderung, der sich der Reißverschluss in seiner 130-jährigen Geschichte stellen musste, denn Jeans mit Knopfleiste erleben regelmäßig ein modisches Comeback. Und jeder weiß, wie frustrierend es sein kann, wenn ein Reißverschluss klemmt.

Doch 130 Jahre nach der Patentanmeldung hat der Reißverschluss seinen Titel als ultimatives Modeaccessoire verteidigt.

Erste Modelle eines ähnlichen Bekleidungsverschlusses wurden bereits in den 1850er Jahren auf den Markt gebracht. Doch sie rosteten und öffneten sich oft unbeabsichtigt. Sie waren umständlich in der Anwendung und zu teuer.

Ein amerikanischer Handelsreisender, Whitcomb Judson, entwickelte 1890 eine verbesserte Version des Verschlusses und erhielt am 29. August 1893 ein Patent für seinen „Verschlussschließfach“. Kurz darauf präsentierte er seine Erfindung auf der Weltausstellung in Chicago.

Der Schnallenverschluss von Judson wurde als Alternative zu langen Schnürsenkeln an Stiefeln entwickelt. Aber offenbar empfanden nicht alle das Schuhebinden als mühsam, und seine Erfindung stieß auf weitverbreitete Gleichgültigkeit.

Es dauerte ein weiteres Jahrzehnt, bis Judson und seine Partner das Gerät nach verbesserter Technologie wieder auf den Markt brachten. Andere Ingenieure optimierten die Erfindung weiter, auch in Europa.

Als die Serienproduktion des Mechanismus begann, wurde das US-Militär zu einem seiner ersten Großabnehmer und integrierte im Ersten Weltkrieg Reißverschlüsse in die Kleidung und Ausrüstung der Truppen.

Erst Ende der 1930er Jahre revolutionierte die Erfindung endgültig die Mode.

Wie es damals bei Modeinnovationen häufig der Fall war, wurde der Reißverschluss zunächst nur bei Herrenbekleidung eingesetzt, da es für Frauen als unpassend galt, Kleidung zu tragen, die sich schnell ausziehen ließ.

Als sie schließlich auf Damenbekleidung angewendet wurden, wurden Reißverschlüsse diskret an der Seite statt im Schrittbereich angebracht, um die Aufmerksamkeit nicht auf den Intimbereich der Frau zu lenken.

In Deutschland trugen vor allem Männer Hosen mit Hosen, bis sich Jeans Ende der 1960er Jahre als geschlechtsloses Kleidungsstück durchsetzten.

Doch bis heute gestalten viele Hersteller Hosen je nach Geschlecht unterschiedlich: Reißverschlüsse in der Damenmode werden traditionell mit der linken Hand geschlossen; für Herrenbekleidung, mit der rechten Hand. Es ist ein Erbe der Ära vor dem Reißverschluss, als Knopfleisten in der Damenmode für wohlhabende Damen entworfen wurden, die von ihren Dienstmädchen gekleidet wurden.

Mittlerweile gibt es diese Unterscheidung bei Unisex-Kleidung kaum noch, obwohl sie bei Hemden, Blusen und Anzügen immer noch die Norm ist.

Ursprünglich aus Metall gefertigt, wurden Reißverschlüsse später auch aus anderen Materialien wie Nylon und Kunststoff hergestellt. Hersteller haben auch Reißverschlüsse entwickelt, die sich von beiden Enden öffnen lassen.

Doch über die technologischen Verbesserungen hinaus ist das Grundprinzip das Gleiche geblieben: Der Reißverschluss besteht aus zwei flexiblen Stoffstreifen mit Reihen aus Metall- oder Kunststoffzähnen, die durch Zusammenschieben durch einen Schieber ineinander verhaken.

Ende der 1950er-Jahre trug auch die US-Raumfahrtbehörde NASA bei der Entwicklung ihrer Hochdruck-Raumanzüge zur Reißverschlusstechnologie bei und entwarf einen luftdicht verschlossenen Reißverschluss, der Druck standhält. Sie wurden während der Apollo-11-Mission im Juli 1969, der ersten Mondlandung, eingesetzt.

Für längere Unternehmungen ins All, wie sie heutzutage üblich sind, waren die Anzüge jedoch nicht geeignet, weshalb die NASA auf den Reißverschluss verzichtete. Dennoch sind feuerfeste und chemikalienbeständige Nachfolger der NASA-Technologie auch heute noch gefragt, insbesondere bei Ausrüstung für Feuerwehren und Chemiefabriken.

Auch in der Popkultur hat der Reißverschluss Einzug gehalten. Die Hollywood-Rebellen Marlon Brando in „The Wild One“ (1953) und James Dean in „Rebel Without a Cause“ (1955) trugen einen ikonischen Stil und trugen ihre Jacken lässig mit halb geschlossenem Reißverschluss.

Selbst 1971 sorgte der Reißverschluss immer noch für Kontroversen. In diesem Jahr veröffentlichten die Rolling Stones ihr legendäres Album „Sticky Fingers“, dessen Albumcover von der Pop-Art-Ikone Andy Warhol gestaltet wurde.

Es verfügte über einen echten Metallreißverschluss. Obwohl beim Öffnen des Reißverschlusses keine Genitalien zu sehen waren, sondern lediglich ein relativ harmloser Baumwollslip, galt es damals als Skandal.

In Spanien zensierte das Franco-Regime das „obszöne“ Album, was dazu führte, dass eine alternative Version entworfen wurde, die die Finger einer Frau zeigt, die aus einer Blechdose mit Sirup krabbeln – was viele weitaus verstörender finden als Hosen mit Reißverschluss. Auch der Titel „Sister Morphine“ musste für den spanischen Markt aus „Sticky Fingers“ entfernt werden, obwohl sich von „Brown Sugar“ bis „Bitch“ fast alle Titel des Albums ebenfalls um Drogen drehten.

Heute, 130 Jahre nach seiner ersten Patentierung, ist der Reißverschluss nicht mehr wegzudenken. Der japanische YKK-Konzern, der weltweit größte Hersteller von Reißverschlüssen, produziert jährlich schätzungsweise 1,5 Milliarden Einheiten.

Es gehört einfach zu unserem Alltag dazu und bleibt größtenteils unbemerkt – bis es wieder stecken bleibt.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Deutsch verfasst.

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